Euphorie, Ekstase, Erektion?

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Einfluss von Drogenkonsum auf die Potenz

Dass gerne mal schnell eine Pille eingeworfen wird, um die Erektion zu verbessern, ist nichts Neues. Wirklich spannend wird es jedoch, wenn die besagte Pille nicht in Blau vom Apotheker, sondern in bunten Farben mit eingestanzten Illustrationen vom Dealer des Vertrauens verkauft wurde. 

Drogen sind allgegenwärtig in unserer Gesellschaft und der Konsum findet überall statt, gerade bei jungen Leuten und auch nicht nur in dunklen Clubs. Sowohl im privaten Kontext bei Dates,als auch bei wilden Sexpartys ist Drogenkonsum normal und wirkt sich auf das Erlebte und die Performance der Teilnehmer aus. 

Dabei stellt sich die Frage: Can you even party “hard”?

“Coke Dick” - Wenn Sex auf Koks schiefgeht

“Coke Dick” bezeichnet umgangssprachlich den negativen Effekt von Kokain auf die Erektionsfähigkeit des Mannes. Salopp gesagt: Der Schwanz steht einfach nicht mehr und alles dank Koks. Genau wie Kokain gehört auch Speed (oder Pep) zu den sogenannten “Uppern”, hat also eine aufputschende und euphorisierende Wirkung. Das Gegenstück zum “Coke Dick” trägt den charmanten Namen “Speedpimmel”. 

Doch warum ist das so? Hat Kokain nicht eigentlich den Ruf, zu ausufernden sexuellen Eskapaden fast schon dazu zu gehören? Jein.

Kokain führt zu einer Vasokonstriktion (medizinischer Begriff für Gefäßverengung) und kann somit fast jedes Organ betreffen. Myokardinfarkt, zerebrale Ischämie und Blutungen, Aortendissektion, intestinale Ischämie und Nierenischämie sind mögliche Folgeerscheinungen. Aber auch eine verringerte Erektionsfähigkeit gehört dazu. Eine Erektion entsteht durch die Erweiterung der Arterien und damit erleichterten Blutfluss in die Schwellkörper des Penis. Durch den erhöhten Druck wird der Penis hart. Sind die Arterien aufgrund von Kokainkonsum jedoch verengt, kann die Erektion nicht wie erhofft erfolgen. Die Folge: Frustration und im Zweifelsfall zwei enttäuschte Partygänger.

Wer kokst, der trinkt nicht selten auch parallel dazu gern das eine oder andere Glas (oder Flasche) Alkohol. Abgesehen davon, dass übermäßiger Alkohol per sé schon nicht besonders hilfreich bei der Potenz ist, betäubt Kokain zusätzlich das Trunkenheitsgefühl. Wenn dann am geselligen Abend das Ziehröhrchen inklusive Teller wie der Becher Würfel beim Kniffel rumgereicht wird, fühlt sich die zweite Flasche Sekt schnell wie das zweite Glas an. Eine unbemerkte Überdosierung von Alkohol ist daher nicht nur für die Erektionsfähigkeit, sondern für die allgemeine Gesundheit gefährlich und kann im schlimmsten Fall in der Notaufnahme enden. 

Langzeitfolgen von Kokainkonsum auf die Potenz

Im besten Fall führt Kokain nur zu einem unbefriedigenden Sexerlebnis, im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt. Doch auch die Langzeitfolgen von Kokain sind selbst ohne Suchtverhalten nicht zu unterschätzen. Insbesondere in Bezug auf die Potenz gibt es einige Dinge zu beachten. 

Zum einen gibt es erste Erkenntnisse dazu, dass Kokain verzögerten Samenerguss begünstigen kann. Wiederholter Kokainkonsum über einen längeren Zeitraum hinweg wurde mit dauerhaften Gefäßschäden in Verbindung gebracht (das Gefäßsystem wird auch als Kreislaufsystem bezeichnet und besteht aus den Gefäßen, die das Blut durch den Körper transportieren). Dies könnte möglicherweise zu längerfristigen physischen Erektionsstörungen führen.

Libido und Erregung können bei übermäßigem Kokainkonsum längerfristig abnehmen. Das liegt daran, dass Kokain den Dopamin-, Serotonin- und Adrenalinspiegel (die Glückshormone) in dem 15- bis 30-minütigen Hoch nach der Einnahme der Droge erhöht. Eine wiederholte Exposition gegenüber hohen Konzentrationen dieser Hormone kann den Körper im Laufe der Zeit für angenehme Aktivitäten unempfindlich machen.

Bei Kokainkonsum kann es zu einem medizinischen Notfall kommen, dem sogenannten "Priapismus". Dabei handelt es sich um eine Erektion, die auch Stunden nach der Stimulation nicht verschwindet. Es gibt einige medizinische Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Kokain den üblichen Prozess der "Entspannung" einer Erektion stören kann. Dies bedeutet, dass die Blutgefäße verengt bleiben und die Erektion "stecken bleibt". In diesen Fällen erhält der Penis nicht genügend neues, sauerstoffreiches Blut, um das Gewebe am Leben zu erhalten. 

Dies kann zu einer erheblichen Schädigung des Penisgewebes oder sogar zu einem Penisgangrän führen (bei dem der Verlust der Blutversorgung zum Absterben des Gewebes führt). Das mag sehr gruselig klingen, kommt aber glücklicherweise nur in seltenen Fällen vor. Priapismen müssen dringend behandelt werden, um langfristige Erektionsprobleme zu vermeiden.

Bunte Pillen gegen die Potenz

Pille schmeißen, ausgelassen tanzen, die sexuelle Lust steigert sich mit jeder Sekunde mehr, jemanden aufreißen, gemeinsam im Bett landen … und dann nichts mehr. Während die Pupillen immer größer werden, werden andere Körperteile immer kleiner. 

Amphetamine wie MDMA oder Ecstasy wirken stimmungsaufhellend, kommunikations- und kontaktfördernd - und machen ganz schön geil. Während manche Männer Amphetamine oder Methamphetamine gezielt konsumieren, um die Zeit bis zur Ejakulation zu verlängern oder einen intensiveren Orgasmus zu erleben, kämpfen andere damit überhaupt eine Erektion zu bekommen. Die Meinungen gehen hier klar auseinander: Die einen feiern Amphetamine als die ultimativen Sexdrogen, während die anderen die Finger davon lassen, weil gar nichts mehr läuft.

Doch was stimmt nun? Ein Forschungsteam aus Taiwan hat 1.159 Männer, die Amphetamine und keine anderen Drogen konsumierten, zu ihrem Sexualleben befragt. Im Vergleich zur nüchternen Kontrollgruppe mit einem Anteil von 12% an Betroffenen von Erektionsstörungen kristallisierte sich heraus, dass 29% der Konsumenten unter erektiler Dysfunktion litten. Durch die Forschung wurde zwar nicht herausgefunden, ob Amphetamine eine langfristige Wirkung auf die Erektionsfähigkeit der Männer haben, ein Zusammenhang besteht allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit.  

Wie auch bei Kokain können Amphetamine ernste Langzeitfolgen wie schwindende Libido, Beschädigung des Nervensystems, psychische Abhängigkeit und weiteres haben.

Der Chemsex-Liebling: GHB

Besonders beliebt in der schwulen Partyszene und zugleich eine der gefährlichsten Drogen ist GHB. GHB (Gamma-Hydroxybutyrat) ist eng verwandt mit dem Botenstoff GABA (Gamma(y)-Aminobuttersäure), der im Gehirn unter anderem die Wach-/ Schlafzustände regelt und Wachstumshormone stimuliert. GHB (englische Aussprache) kennt man auch unter GBL oder einfach nur dem Buchstaben G. 

GHB vermittelt ein Gefühl, das am ehesten mit einem Alkoholrausch vergleichbar ist. Es kommt zu einem Zustand der Entspannung, starker Euphorie, Antriebssteigerung, intensiverer Wahrnehmung mit akustischen und optischen Halluzinationen und starker sexueller Anregung. Die Wirkdauer beträgt 1,5 bis 4 Stunden. Das Wirkspektrum von GBL ist bei geringerer Dosierung dem GHB sehr ähnlich, die Wirkung tritt schneller ein und wird beim Einsetzen als „härter“ beschrieben (stärkerer Kick).

Da GHB eine starke sexuelle Erregung verursacht, hat es sich schnell als Liebling für “Chemsex” (Sex unter dem Einfluss chemischer Drogen) entwickelt. Besonders in der Schwulenszene ist die Droge recht etabliert, da Muskelrelaxation zu den Wirkungen zählt und somit Analsex vereinfacht. Jedoch ist wichtig zu beachten, dass nach der Einnahme und darauf folgender sexueller Handlungen die persönlichen Grenzen bewusst bleiben und klar gesetzt werden. In jedem Fall muss vorher abgeklärt werden, welche Praktiken in Ordnung sind und welche nicht. Im euphorisierten “High” werden schnell mal Vernunft und Ordnung über Bord geworfen, hier ist stets Vorsicht geboten!

GHB ist in den Medien auch als “K.O. Tropfen” bekannt geworden. Aufgrund der anregenden Wirkung ist den Opfern von K.O. Tropfen in ihren Drinks nicht immer klar, dass sie den Sexakt nicht bewusst und freiwillig eingegangen sind. Daher bitten wir eindringlich darum, stets sein Getränk im Blick zu haben, um mögliche Übergriffe zu vermeiden!

Die größte Schwierigkeit bei GHB liegt in der Dosierung und dem Mischkonsum. Da es flüssig eingenommen wird, kann es unübersichtlich werden, wie viel man bereits konsumiert hat oder noch konsumieren sollte. Von Mischkonsum mehrerer Drogen oder Alkohol mit Drogen ist generell in jedem Fall abzuraten, bei GHB ist jedoch eine besondere Sensibilität dringend notwendig. So hoch man mit GHB fliegen kann, fällt man genauso schnell wieder runter und landet im schlimmsten Fall im Krankenhaus.

Kiffen und Erektionsstörungen

Fast schon das “kleinere Übel” im Vergleich zu chemischen Drogen findet man in Marihuana (umgangssprachlich genannt Gras), Cannabis oder Haschisch. Die Pflanze ist zudem die beliebteste Droge neben Alkohol: 48,2 Millionen US-Amerikaner haben schon mindestens einmal Marihuana konsumiert. Der Vorgang des Konsums heißt umgangssprachlich Kiffen und hat sich in der Allgemeinsprache mittlerweile gut etabliert.

THC (kurz für "Tetrahydrocannabinol") ist ein aktiver Inhaltsstoff von Gras. Gelangt es in den Körper, heftet es sich an die Cannabinoidrezeptoren im Hypothalamus (der Bereich im Hirn zur Steuerung des Sexualverhaltens). Es gibt Hinweise darauf, dass THC, das sich an Cannabinoidrezeptoren in diesem Bereich anlagert, bei einigen Männern dazu führen könnte, dass sie körperlich schwer zu erregen sind. Dieser Bereich ist jedoch noch nicht weit genug erforscht, um hier eindeutige Aussagen tätigen zu können. 

Manche Menschen finden, dass Kiffen sie erregter und entspannter macht, so dass das Kiffen vor dem Sex Teil ihrer sexuellen Routine werden kann. Leider kann dies dazu führen, dass man das Gefühl hat, ohne Gras keinen Sex haben zu können oder sogar Angst vor nüchternem Sex entwickeln. Dies kann zu sexueller Leistungsangst führen.

Es ist allgemein bekannt, dass Marihuana Depressionen, Angstzustände, Drogenmissbrauch, Paranoia, Stimmungsschwankungen und Schizophrenie wahrscheinlicher machen kann. Vorliegende psychische Erkrankungen wie Depressionen können die sexuelle Erregung und die Erektion generell beeinträchtigen und Marihuanakonsum kann dies weiter verstärken. In einer Studie des American Journal of Men’s Health (Pizzol et.al., 2019) konnten in fünf Fall-Kontroll-Studien mit Daten von 3.395 gesunden Männern festgestellt werden, dass die Häufigkeit von Erektionsstörungen bei Marihuanakonsumenten fast viermal höher war als bei den Kontrollpersonen. 

ACHTUNG: Cannabis soll zudem den Blutdruck senken können, eine Wirkung, die auch bei Viagra und anderen PDE-5-Hemmer vorliegt. Daher kann die Wirkung von Viagra dadurch nicht nur gesenkt werden, zudem kann es auch zu einem lebensgefährlichen Blutunterdruck führen.

Psychische Auswirkungen von Drogenkonsum auf die Potenz  

Drogen werden von manchen Menschen genutzt, um ihr Energieniveau, Selbstvertrauen oder ihr sexuelles Verlangen zu steigern. Abgesehen von den körperlichen Gefahren besteht immer das Potential, sich von der Droge psychisch oder körperlich abhängig zu machen. Auch im sexuellen Kontext ist dies nicht zu verachten.

Bei manchen Männern kann es zur Abhängigkeit werden die Droge zu nutzen, um sexuelles Selbstvertrauen zu erlangen, zusätzliche Power im Schlafzimmer zu haben oder eine höhere Libido zu erreichen. Auch kann sich eine Angst vor drogenfreiem Sex entwickeln. Nach dem Drogenkonsum sinkt die Hemmschwelle, das Selbstbewusstsein steigt und wie bereits erwähnt fördern einige Drogen sogar die sexuelle Standhaftigkeit und Performance (zumindest kurzfristig). Hier kann eine Assoziation mit der Einnahme von Drogen und dem Gedanken ein “erfolgreicher Liebhaber" sein zu müssen, entstehen, wodurch man in eine psychische Abhängigkeit gerät. Ebenso kann es sein, dass man sich zu sehr an die hemmungslosen Eskapaden unter Drogeneinfluss klammert und kein nüchternes sexuelles Selbstbewusstsein aufbauen kann. 

Auch abseits des Bettes sind diese Nebenwirkungen zu spüren, so kann der Konsum von Kokain oder MDMA zu Stressgefühlen, Angst, Paranoia, Panik und sogar Depressionen führen. Besonders im Kontext eines “Comedowns” (Zeitspanne nach der Einnahme von Drogen, in der die Wirkung nachlässt, oft begleitet von intensiven Phasen mit schlechter Laune oder depressiven Tendenzen sowie körperlicher Schwäche) ist dies zu beobachten.

Hilfe bei übermäßigem Drogenkonsum und Sucht

Die Sucht & Drogen Hotline ist unter der Telefonnummer 01806 313031 zu erreichen. Sie bietet telefonische Beratung, Hilfe und Informationen durch erfahrene Fachleute aus der Drogen- und Suchthilfe. An die Sucht & Drogen Hotline können sich sowohl Menschen mit Suchtproblemen als auch deren Angehörige, Freunde oder Kollegen wenden. Das Angebot ist kostenpflichtig: 0,20 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz und aus dem Mobilfunknetz. 

Beratungsstellen

So gut wie jede Stadt verfügt über Beratungsstellen für Menschen mit Suchtproblemen und ihre Angehörigen. Teilweise sind diese Beratungsstellen auf bestimmte Suchtmittel oder -formen spezialisiert.

Die Einrichtungsdatenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) bietet alle wichtigen Informationen zu den bundesweit über 1.400 ambulanten Suchtberatungsstellen sowie auch 800 stationäre Suchthilfeeinrichtungen.

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