Queer und verkopft

Kranus Edera: Man couple on bed

Psychische Ursachen von Erektionsstörungen bei Homosexuellen

Die Gründe für eine erektile Dysfunktion sind vielseitig und reichen von körperlichen Erkrankungen bis hin zu (und das nicht zu selten) psychischen Risikofaktoren. Logischerweise gibt es bei ersterem (körperlichen Erkrankungen) zwischen Männern unterschiedlicher sexueller Orientierung wenig Unterschiede. Bei psychischen Ursachen lohnt es sich jedoch, einen zweiten Blick drauf zu werfen. 

Für schwule Männer gibt es einige zusätzliche, spezifische Belastungen, die erektile Dysfunktion begünstigen. Psychischer Druck kann für einige Betroffene zu innerer Unruhe, Stress oder sogar Angst führen und sich so in einer verminderten Erektionsfähigkeit oder sogar ausgeprägter erektiler Dysfunktion zeigen. Auch in der westlichen Welt sind homosexuelle Männer noch besonderen Umständen ausgesetzt, die für einen besonderen psychischen Stress sorgen.

Die Gründe und Ursachen für Erektionsstörungen können sich also mit denen von heterosexuellen Männern überlappen, jedoch von anderer Intensität sein. Aber auch völlig neue Einflüsse kommen bei schwulen Männern zum Thema.

Psychische Ursachen für Erektionsstörungen: Homosexualität als Sonderfall

Ideale in der Schwulenszene

“Always perfect and always sexual”, so die Ansprüche, die manche homosexuelle Männer meinen erfüllen zu müssen. Auf der einen Seite ist die Schwulenszene stolz darauf, jeden willkommen zu heißen und so zu akzeptieren, wie er oder sie ist. Auf der anderen Seite haben auch einige Personen aus der Queer Szene angemerkt, dass Bodyshaming und Diskrimierungen gegenüber Alter und sexueller Offenheit (besonders bei Bottoms, also Männern die die passive Rolle bei Analsex bevorzugen) alltäglich sind. Solche Erwartungen und Ideale üben ebenfalls Druck auf homosexuelle Männer aus und können die Lust an Sexualität schmälern - und im schlimmsten Fall auch die Erektionsfähigkeit mindern. Der Druck, immer top zu performen und in Superlativen zu leben, kann zum absoluten Gegenteil führen und die Libido sowie Erektion zum Erliegen bringen.

Drogenkonsum

Poppers, MDMA, GHB oder Ketamin sind beliebte Drogen in der allgemeinen Partyszene, doch besonders bei Chemsexparties in der Schwulenszene (doch nicht ausschließlich hier) haben sie sich etabliert. Wie bereits im Artikel über Drogen und Erektionsstörungen angesprochen, kann Drogenkonsum negative Auswirkungen auf die Erektionsfähigkeit oder Libido haben. Der Konsum von Drogen kann verschiedene Gründe haben, doch auch hier sind vorliegende psychische Ursachen nicht zu vernachlässigen. Da Drogen in einigen schwulen Gruppen zur Normalität gehören, kann es zu Gruppendruck führen, der zum Konsum verführt. 

Homophobie

Zwar wird Homosexualität im Jahr 2023 immer akzeptierter und gerade in der westlichen Gesellschaft leichter auszuleben, doch es wäre ein fataler Fehler zu behaupten, dass Homophobie damit aus der Welt geschafft wäre. Es geht niemanden an was in unserem Bett passiert, doch scheinen immer noch genug Menschen überzeugt zu sein, darüber ein Urteil fällen zu müssen. Diese Homophobie kann von schwulen Männern internalisiert werden und schwere Folgen für die eigene Psyche und Sexualität haben. Ebenso wird durch den Druck die eigene Unsicherheit gefördert und die Auslebung der eigenen Homosexualität gehemmt - was Erektionsstörungen zur Folge haben kann. Nicht selten spüren Männer mit erektiler Dysfunktion großen psychischen Druck und die zusätzliche Scham bezüglich der schwulen Orientierung verschlimmert die Situation weiter.

Heteronormativität

Trotz Fortschritte in der öffentlichen Wahrnehmung bezüglich der Diversität sexueller Ausrichtungen ist die Annahme weit verbreitet, dass Heterosexualität "normal" ist und alles darüber Hinausgehende als “alternativ” oder “anders” bis hin zu “schlechter” deklariert wird. Dies wird als Heteronormativität bezeichnet.

Das Aufwachsen in einer Welt, in der Heterosexualität als der goldene Standard gilt, kann dazu führen, dass queere Menschen von klein auf negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst entwickeln. Nicht dem wahrgenommenen Standard zu entsprechen, baut großen Druck auf und sorgt so für Spannungen im Bett. Der damit einhergehende psychische Druck kann sich daher in einer erektilen Dysfunktion und einem gestörten Sexleben zeigen.

Akzeptanz der eigenen Sexualität

Sich mit der eigenen Sexualität und der damit einhergehenden Orientierung auseinanderzusetzen ist für so gut wie jeden stressvoll und mit Druck sowie Scham und Angst verbunden. Für homosexuelle Männer kommen jedoch häufig internalisierte Homophobie oder gesellschaftliche Erwartungen dazu. Gerade bei Männern, die ihre wahre Sexualität unterdrücken, kann es daher zu Problemen in der Auslebung ebenjener kommen. Ignoranz gegenüber der eigenen Homosexualität und ein Vorspielen gegenüber sich selbst, dass man auf Frauen steht, kann die Beziehung zum Körper und damit die Erektionsfähigkeit nachhaltig beeinflussen. Erektionsstörungen können dabei bei Männern, die ihre eigene Homosexualität unterdrücken, durchaus vorkommen.



Haben Schwule öfter Erektionsstörungen?

Ausdrucksstarke Studien zur Häufigkeit von Erektionsstörungen bei Homosexuellen versus Heterosexuellen gibt es erst seit kürzerer Zeit und sind daher auch nicht zwangsläufig als feste Tatsachen zu interpretieren. Dennoch wurden mehrere Studien im Jahr 2019 zu dem Thema untersucht.

4 Studien lieferten insgesamt Informationen über 1 807 homosexuelle und 4 055 heterosexuelle Männer. Die Ergebnisse zeigten, dass die homosexuelle Orientierung mit einer 1,5-fach höheren Wahrscheinlichkeit der Angabe von erektiler Dysfunktion und einer 28,0% niedrigeren Wahrscheinlichkeit der Angabe von vorzeitigem Samenerguss im Vergleich zur heterosexuellen Orientierung verbunden war. Zusammengefasst: Männer, die homosexuell sind, haben nachgewiesen ein höheres Risiko an erektiler Dysfunktion zu erkranken als heterosexuelle Männer. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Samenergusses bei homosexuellen Männern niedriger als bei Heterosexuellen.  Jedoch muss auch hier betont werden, dass weitere Studien erforderlich sind, um die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse zu verifizieren und die Frage zu beantworten, ob sie Unterschiede in den Mustern des sexuellen Lebensstils widerspiegeln.

Erektionsstörungen sind normal - und behandelbar

Egal welche sexuelle Orientierung man hat, Erektionsprobleme sind behandelbar. Wenngleich die psychischen Ursachen bei heterosexuellen und homosexuellen Männern teilweise unterschieden werden, kommt man am Ende auf ähnliche Grundprobleme: Erwartungsängste, Druck, Unsicherheit, sexuelle Frustration. Umso wichtiger ist es sich bewusst zu machen, dass man damit nicht alleine ist. Und natürlich, dass es eine Lösung gibt. 

Medikamentöse Behandlungen können auch in diesen Fällen helfen, eine ganzheitliche Behandlung erektiler Dysfunktion bietet jedoch den Vorteil einer umfangreichen Therapie mit positiven Effekten auf Erektion und Lebensqualität. Schwule Männer haben bereits im Alltag mit außergewöhnlichen psychischen Problemen zu kämpfen, zusätzlicher Druck durch Erektionsstörungen kann dies weiter verschlimmern. Angeleitete mentale Übungen, wie sie auch bei der Potenz-App Kranus Edera durchgeführt werden, können hier helfen, sich den eigenen Dämonen zu stellen. 

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